Geschichte der Reitmeister

Mit der Entwicklung von Reitwerken im 14. Jahrhundert kam der Beruf des Reitmeisters zuerst in der Eifel auf. Religiöse Verfolgung ließ in der Mitte des 16. Jahrhunderts Hugenotten aus den Niederlanden und Frankreich in die Eifel flüchten: die niederländischen Familien Wolgart und Peuchen und die französischen Familien Virmond und Poensgen.

Die Eifeler Reitmeister betrieben neben ihrem Eisengewerbe einen mehr oder minder großen Ackerbau und nannten „Ackerer“ als ihren Hauptberuf. Bekannte Eisenfabrikanten der napoleonischen Ära waren Schoeller, Cramer, Virmont, Peuchen, Bastian, Poensgen und Axmacher.

In der Voreifel, vornehmlich auf dem heutigen Gebiet der Stadt Stolberg bei Aachen, waren noch vor der Ankunft der messingverarbeitenden Kupfermeister in der Herrlichkeit Stolberg die Reitmeister am Oberlauf des Vichtbaches in Vicht, Zweifall und Mulartshütte sowie in Schevenhütte am Wehebach tätig. Wie die Kupfermeister erhielt dieses Gewerbe an der Vicht Impulse durch Aachener Protestanten. Über mehrere Jahrhunderte war die Familie Hoesch, ursprünglich Aachener Kupfermeister, die führenden Reitmeister im Vichttal. Die Wasserkraft von Vicht und Wehe, Eisenvorkommen in der Nähe (Vichter Eisenstein) und ausgedehnte Waldgebiete für die Herstellung von Holzkohle waren ausgezeichnete Standortfaktoren.

Üblicherweise hielten mehrere Reitmeister Besitzanteile an einem Reitwerk, d. h. sie bildeten eine Gewerkschaft. Diese Besitzanteile nannte man „Tage“, da sie ursprünglich das Recht zur Nutzung des Reitwerks an bestimmten Tagen innerhalb eines Zyklus von 24 Tagen bedeuteten. Diese gemeinschaftliche Wirtschaftsform brachte eine breite Streuung des bescheidenen Wohlstands mit sich.Anfangs überwachten und organisierten die Reitmeister selbst die Produktion, doch mit steigendem Wohlstand stellten sie für diese Aufgabe Hüttenmeister ein und verlegten sich auf die kaufmännische und technische Verwaltung. Außerdem hielten sie Kontakt zu den Absatzmärkten und insbesondere zur Obrigkeit.

Die gestiegenen Holzkohlepreise ab ungefähr 1700 zwangen in der Folge viele Reitmeister zur Aufgabe oder Verlagerung ihres Gewerbes, entweder in die Eifel (Kalltal, Schleidener Tal) oder nach Düren (so ein Spross der Familie Hoesch, der von hier ins Ruhrgebiet gelangte, wo er den gleichnamigen Stahlkonzern begründete). Ganz aufgegeben wurde das Eisengewerbe erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts.Heute zeugen erhaltene Reitwerke und Flurnamen in der Eifel und Voreifel vom Wirken der Reitmeister.

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